Sinnesorgan Sehvermögen 1.4

Veröffentlicht am 23. Februar 2023 um 20:03

Sehvermögen
Das Pferd als Fluchttier hat ein dafür bestens entwickeltes Sehvermögen. Dieses spielt auch eine wichtige Rolle bei der Körpersprache: Pferde beobachten genau und sind in der Lage, kleinste Bewegungen der Gestik und Mimik – zum Beispiel den Augenausdruck – wahrzunehmen und zu interpretieren. Die Besonderheiten ihres Sehvermögens sollte man unbedingt berücksichtigen, um auf mögliche Angst- und Fluchtreaktionen richtig reagieren zu können bzw. sie von vornherein zu vermeiden.
Nah- und Fernsicht

Pferdeaugen besitzen eine horizontale Pupille und eine große Iris. Dies ermöglicht ihnen, nachts und in der Dämmerung noch Licht aufzunehmen und zu sehen.

Die Augen befinden sich – typisch für Fluchttiere – seitlich am Kopf. So ist eine optimale und über-
lebensnotwendige Rundumsicht von beinahe 360 Grad möglich.

Bei Pflanzenfressern wie Pferden stehen die Sehachsen beider Augen weiter auseinander: Ihr gemeinsames Gesichtsfeld ist dadurch eingeschränkt (monokulares Sehen).

Haben Sie schon Pferde beobachtet, die über einen Schatten am Boden springen? Mangels Tiefenschärfe können sie ihn nicht von einem Loch in der Erde unterscheiden.
Deshalb können Pferde ihre Bezugspersonen anhand von Bewegungen und Haltung von anderen Menschen in einer Entfernung von 400 Metern unterscheiden, dünne gespannte Drähte an Koppelzäunen hingegen sehr schlecht oder gar nicht erkennen.


Was Pferde nur mit dem linken oder rechten Auge betrachten, sehen sie zweidimensional und daher unscharf.

Dennoch ist dreidimensionales Sehen für Pferde wichtig. Wenn sie sich etwas genauer ansehen möchten, versuchen sie, den Kopf so zu bewegen, dass sie den Gegenstand mit beiden Augen betrachten und ins räumliche Sichtfeld bekommen. Im Nahbereich können Pferde selbst allerkleinste Einzelheiten genau erfassen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sie ihren Kopf frei bewegen können, um mit beiden Augen sehen zu können.
Pferde können in der Entfernung Bewegung und Formen sehr gut erkennen, jedoch feststehende Gegenstände, bewegungslose Personen und Einzelheiten dagegen schlechter erkennen.
Ihr binokulares Gesichtsfeld ist kleiner als das des Menschen: Etwa 285 Grad ihres Sichtfeldes besitzt keine Tiefenschärfe.

Toter Winkel
Direkt vor der Pferdenase liegt ein „toter“ Bereich, der etwa 50–80 Zentimeter umfasst, die fixe Blindzone. Hier sieht das Pferd nichts,
egal wie es den Kopf und Hals dreht. Auch direkt hinter dem Schweif kann das Pferd nichts wahrnehmen, ohne den Kopf zu drehen.

Hell-Dunkel-Anpassung
Bei Dämmerung und in der Nacht sehen Pferde wesentlich besser als Menschen. Für die Anpassung bei sich plötzlich ändernden Lichtverhältnissen brauchen sie allerdings mehr Zeit als wir. So benötigen sie etwa eine Minute, damit sich ihre Augen an einen Wechsel von Dunkel nach Hell gewöhnen, aber etwa 30 Minuten beim Wechsel Hell zu

Dunkel! Dieses Phänomen macht sich im Alltag bei einem weitverbreiteten Problem bemerkbar, dem Verladen des Pferdes in einen Transporthänger. Viele Pferdebesitzer denken nicht daran oder wissen einfach nicht, dass Pferde beim Einsteigen in den dunklen Hänger mehr oder weniger blind sind! Dies kann leicht Angst- und Flucht- bis hin zu Panikreaktionen auslösen.

Farbsehen
Den Pferdeaugen fehlen die Rezeptoren für die Farbe Rot, d. h., sie erkennen die Farbe Rot nicht als solche. Experimente haben ergeben, dass Pferde die Farben Lila, Blau, Grün und Gelb am klarsten unterscheiden. Außerdem sind sie in der Lage, Kontraste zwischen 27 (!) unterschiedlichen Grautönen wahrzunehmen. Liegt vielleicht hier die Erklärung für die Schreckhaftigkeit von Pferden bzw. ihre Angst vor Hell-Dunkel-Wech-
seln?

Man vermutet nach einigen speziellen Tests, dass Pferde sogar Vorlieben für bestimmte Farben, insbesondere für die Farbe Grün, haben: Die getesteten Tiere gingen lieber über grüne Laufmatten als über andersfarbige. Wer schon einmal versucht hat, ein Pferd rückwärts an eine Rampe zu stellen, weiß, wie schwierig das ist. Vielleicht ist es in solchen Fällen hilfreich, eine grüne Rampe zu wählen.

Weitere Sinnesleistungen kommen im nächsten/letzten Blog 1.5, zu diesem Thema

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